The correspondence between Friderica Derra de Moroda and Kurt Jooss

Brief von Kurt Jooss an Friderica Derra de Moroda am 09.07.1935
Correspondence Kurt Jooss 09.07.1935

Isabell Weigner, eine Studierende des Bachelorlehrganges Musik- und Tanzwissenschaft der Universität Salzburg, hat sich im Zuge ihres Praktikums in den Derra de Moroda Dance Archives mit der Korrespondenz zwischen Friderica Derra de Moroda und Kurt Jooss auseinandergesetzt. 

 

Briefe zwischen Friderica Derra de Moroda und Kurt Jooss
In den Derra de Moroda Dance Archives der Universität Salzburg befindet sich eine Vielzahl an Korrespondenzen, die vom schriftlichen Austausch Friderica Derra de Morodas mit der internationalen Tanz-Gemeinschaft zeugen. Ihr Briefwechsel gewährt Einblicke in vergangene Kommunikationen und stellt somit eine wichtige historische Quelle für wissenschaftliche Forschungen dar. Neben dem Geschriebenen, das die persönliche Beziehung der Korrespondierenden zueinander offenlegt, haben auch die Form und Sprache der Briefe Potential etwas über den/die Verfasser/in preis zu geben.
Der archivierte Schriftverkehr zwischen Friderica Derra de Moroda und Kurt Jooss beginnt im Sommer 1933. Anlässlich eines Gastspiels seiner Kompanie hielt sich Jooss in England auf, wo ihn Derra für einen Beitrag in der Dancing Times interviewte. In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich eine rege Korrespondenz, aus der sich ein freundschaftliches Verhältnis der beiden ablesen lässt. Während anfangs auf Deutsch kommuniziert wurde, sind Schreiben nach Jooss’ Emigration nach Großbritannien oftmals auch in englischer Sprache formuliert.
Die Briefe bekunden unter anderem Derras unterschiedliche Hilfestellungen an Jooss. Neben der Veröffentlichung mehrerer Artikel in der Dancing Times, die zur internationalen Etablierung seiner Tanztruppe sowie der Jooss-Leeder School auf dem Gelände von Dartington Hall beitrugen, empfahl sie auch junge talentierte Schüler/innen an ihn weiter (Siehe dazu Brief von Friderica Derra de Moroda an Kurt Jooss am 21.03.1936). Außerdem teilten Derra und Jooss ein Interesse an antiquarischen Büchern. Derras eigene Sammlertätigkeit, ihr enormes historisches Fachwissen sowie ihre gute Vernetzung machten sie zu einer idealen Vermittlerin von tanzspezifischer Literatur für Jooss’ Bibliothek. Seinen Dank über ein von Enrico Cecchetti verfasstes Werk gibt er in einem Brief an Derra datiert auf den 22.08.1933 wie folgt Ausdruck:

Mit ganz schlechtem Gewissen schreibe ich Ihnen heute, weil ich mich noch nicht für das schöne Cecchetti-Buch bedankt habe, in dem ich in Neuhaus mit grossem [sic] Interesse gearbeitet habe. Es ist wirklich eine sehr schöne und gut gemachte Übersicht über alles Wichtige, und ich hätte sehr gerne das ganze übrige Material auch gehabt. Ist es Ihnen deshalb vielleicht möglich, mir liebenswürdigerweise auch das 2. Buch über das Allegro zu besorgen […]. (Brief von Kurt Jooss an Friderica Derra de Moroda am 22.08.1933)
Die Technik, wie Cecchetti sie lehrte, wurde von Jooss zwar nicht in seinem Unterricht übernommen, dürfte ihm wohl aber als geistige Anregung bei der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Bewegungsvokabular des klassischen Balletts gedient haben.
Dabei war das Augenmerk nicht ausschließlich auf tanzmethodische Literatur beschränkt. In einem Schreiben vom 04.07.1935 berichtet Derra:
Ich war heute Nachmittag bei Harrods und ging an einem Büchergeschäft vorbei welches aufgiebt [sic] und fand einige Prachtwerke über Kostüm. Wenn Sie Etwas [sic] für die Bibliothek brauchen müssen Sie diese Bücher kaufen. (Brief von Friderica Derra de Moroda an Kurt Jooss am 04.07.1935)
Leider war es Jooss aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nicht immer beschieden Derras Funde an „Prachtwerken“ auch tatsächlich zu erwerben. (Siehe dazu Antwortschreiben von Kurt Jooss an Friderica Derra de Moroda am 09.07.1935)
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 endete der intensive Briefwechsel zwischen den beiden. Die Korrespondenzen zwischen Derra und Jooss sind stumme Artefakte, die doch viel erzählen, indem sie einen einzigartigen Einblick in den schriftlichen Austausch zweier herausragender Persönlichkeiten des Tanzgeschehens im 20. Jahrhundert geben.

Isabell Weigner