Museum der Figuren. Einst und Anderswo
Linda Samaraweerová
Chanson de geste
Es lässt sich oft mit der Erklärung des Titels am besten beginnen, dem ersten greifbaren Moment, der das Bevorstehende in eine bestimmte Richtung zu katapultieren versucht: ein Lied der Geste also 😉
Der Hinweis wird hier mit einem augenzwinkernden Smilie versehen, der das Behauptete sowohl fröhlich bestätigt als auch ironisiert (dieser darf sich auch seinerseits als ein Vertreter der zeitgenössischen Kommunikation mittlerweile mit einigen umfassenden Lexikoneinträgen schmücken, doch ob diese Art der “kurzgeratenen“ emotionalen Haltungen den nächsten Generationen als archivierungswürdig erscheinen wird, bleibt dahingestellt). Das Ernstnehmen des chanson de geste ist allerdings – in der oben genannten plumpen Übersetzung – für das Verständnis dieser künstlerischen Arbeit tatsächlich notwendig, genauso wie die Miteinbeziehung der historischen Parallele zu gleichnamigen mittelalterlichen Heldenepen, deren Praxis durch eine inhaltliche Transformation des Vergangenen bestimmt wurde und die man als eine Form volkspsychologischer Therapie der nationalen Misserfolge interpretieren könnte. Das während der Performance vorgeführte Einritzen des Lächelns in eine übergestülpte Kopfmaske aus Ton mag so etwa die heutige Antwort auf die Handhabung der Wirklichkeit darstellen, wo es (auch) gilt, das Unfassbare, Emotionale durch Zeichen, Symbole und Masken zu ersetzen, und je doppelbödiger diese ausfallen desto besser 😉 Der Ton – das flexible, formbare Material – mit dem hier gearbeitet wird, steht als solcher für die Leichtigkeit der Transformierung der Inhalte, für die Form, die immer neu überprüft werden muss.
Performance von Linda Samaraweerová, entwickelt mit karl karner