Sammlung trifft Forschung V:
„Geringe Ressourcen, kleine Archive?
Sammlungen der Szenischen Künste“
Freitag, 22.11.2024, 10:00–16:30 Uhr (online)
Der Bundesverband Theatersammlungen im deutschsprachigen Raum (TheSiD) e.V. lädt zusammen mit den Derra de Moroda Dance Archives der Universität Salzburg (Fachbereich Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft) und der AG ARCHIV der Gesellschaft für Theaterwissenschaft zum fünften Mal zum digitalen Arbeitstreffen „Sammlung trifft Forschung“ ein, um den bewährten Austausch der Perspektiven von Forschung, Sammlung, künstlerischer Praxis und Ausbildung fortzusetzen. Im Fokus stehen diesmal die sogenannten ‚kleinen‘ Archive und Sammlungen der Szenischen Künste, die mit geringen Ressourcen und kaum Personal arbeiten müssen. Dies wirkt sich nachhaltig auf Sichtbarkeit, Außenwirkung und Wahrnehmung innerhalb der wissenschaftlichen Community und die konkrete Nutzung zu wissenschaftlichen, künstlerischen oder pädagogischen Zwecken aus.
Das digitale Arbeitstreffen dient dazu, kleine Archive und Sammlungen stärker ins Blickfeld zu rücken, grundsätzliche wie auch spezifische Problematiken zu benennen und zu analysieren sowie Potenziale und Perspektiven auszuloten, die zu einer besseren Zusammenarbeit und Vernetzung beitragen können. Im Plenum stellen sich verschiedene ‚kleine‘ Archive und Sammlungen vor und in den fünf Workshops stehen unter anderem die folgenden Fragen zur Diskussion:
- Welche gemeinsamen Merkmale, Perspektiven und Strategien verbinden kleine Archive und Sammlungen mit den sogenannten kleinen Fächern der Wissenschaftslandschaft im deutschsprachigen Raum?
- Wie stellt sich die Situation kleiner Archive und Sammlungen in Osteuropa dar – und welche Perspektiven bieten Initiativen für europäische Vernetzung und themenbezogene Kooperationsprojekte?
- Auf welche Weise und mit welchen Intentionen setzen sich Künstler*innen mit Fragen rund um den Begriff „Archiv“ und die mit ihm verbundenen mehrdimensionalen Bedeutungsebenen auseinander?
- Unter welchen historischen und kulturpolitischen Bedingungen sind ‚kleine‘ Archive und Sammlungen entstanden – und was lässt sich daraus für die gegenwärtige und zukünftige Arbeit in/mit Archiven ableiten?
- Wie funktionieren ehrenamtlich geführte Projekte zur Erschließung unterschiedlicher Materialien zu bestimmten Theaterformen – und mit welchen Herausforderungen in Hinblick auf Sammlungsarbeit, Qualitätssicherung der Daten und Nachnutzung im Forschungskontext sind sie konfrontiert?
Die Workshops werden jeweils gemeinsam von Vertreter*innen der Sammlungen und der Forschung geleitet.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich unter „Anmeldung“ zu diesem digitalen Arbeitstreffen bis zum 18.11.2024 anzumelden. Dabei können Sie bereits die Workshops auswählen, an denen Sie teilnehmen möchten. Die Mitgliedschaft in der TheSiD oder der AG ARCHIV ist keine Voraussetzung für die Teilnahme. Wir freuen uns auch über die Anmeldung von Studierenden.
Herzlichen Dank und viele Grüße aus dem Vorbereitungsteam:
Dr. Irene Brandenburg (Derra de Moroda Dance Archives, Universität Salzburg)
Stephan Dörschel (Akademie der Künste, Berlin und TheSiD)
Dr. Mathilde Frank (Theaterwissenschaftliche Sammlungen der Universität zu Köln und TheSiD)
Dr. Melanie Gruß (Institut für Theaterwissenschaft, Universität Leipzig, Tanzarchiv Leipzig e.V. und NFDI4Culture)
Prof. Dr. Patrick Primavesi (Institut für Theaterwissenschaft, Universität Leipzig, AG ARCHIV, Tanzarchiv Leipzig e.V. und NFDI4Culture)
Dr. Dorothea Volz (Deutsches Theatermuseum München und TheSiD)
Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier auch als pdf: Download
10:00–11:00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Kleine Archive in der Archivlandschaft des deutschsprachigen Raums: kurze Vorstellung von
- Archiv und theaterhistorische Sammlung des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien (PD Mag. Dr. Birgit Peter)
- Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst, Dokumentations- und Forschungszentrum, Bochum (Mareike Gaubitz)
- Archiv des Theaters des Westens, Berlin (Thimo Butzmann)
- Theatersammlung Rainer Theobald, Berlin (Dr. Rainer Theobald)
- Archiv von Dieter Heitkamp, Frankfurt am Main (Dieter Heitkamp)
Moderation: Dr. Irene Brandenburg & Stephan Dörschel
11:00–12:30 Uhr: Workshops 1–3
Workshop 1: Kleine Archive und kleine Fächer: Schnapsideen und Utopien
Leitung: Dr. Katharina Bahlmann (Arbeitsstelle Kleine Fächer an der JGU Mainz) & Dr. Mathilde Frank (Theaterwissenschaftliche Sammlung an der Universität zu Köln und TheSiD)
Nicht nur für kleine Sammlungen und Archive sind geringe personelle Ressourcen ein Thema. Sie definieren auch die Gruppe der sogenannten kleinen Fächer an deutschen Hochschulen, zu denen unter anderem auch die Theater-, Tanz- und Filmwissenschaft gehören. „Kleine Fächer“ ist zu einem festen Begriff in der Hochschulpolitik und ‑forschung geworden. Seit knapp 20 Jahren werden die Entwicklung dieser Fächer dokumentiert sowie besondere Potenziale und Herausforderungen untersucht. Gleichzeitig beherbergen und pflegen diese oft auch umfangreiche Sammlungsbestände.
Der Workshop fragt nach gemeinsamen Merkmalen, Perspektiven und Strategien von kleinen Fächern und kleinen Sammlungen und Archiven. Im Austausch mit den Workshopteilnehmenden werden Analogien ausgelotet und gefragt, wie verschiedene Wissenschaftsdisziplinen hier möglicherweise zu Ressourcen werden könnten. Darüber hinaus soll auf Basis einer Bestandsaufnahme verschiedener kleiner Sammlungen und Archive die Diskussion über Ansätze zur Stärkung der Sichtbarkeit und Vernetzung derselben im Mittelpunkt stehen.
Workshop 2: Kleine Archive im osteuropäischen Raum (in englischer Sprache)
Leitung: Dr. Miriam Althammer (Fachbereich Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft der Universität Salzburg) & Corina Cimpoieru (Archiv des Nationalen Zentrums für Tanz Bukarest)
Thema des Workshops sind kleine Archive in Ländern Osteuropas, die häufig mit besonders prekären finanziellen und institutionellen Bedingungen konfrontiert sind. Am Beispiel des Archivs des Nationalen Zentrums für Tanz Bukarest (Centrul Național al Dansului București, https://cndb.ro/en/cndb-archive/) werden Möglichkeiten diskutiert, wie solche Archive durch Bemühungen um europäische Vernetzung gestärkt und unterstützt werden können. Durch die Sammlungsschwerpunkte, z. B. zur mitteleuropäischen Tanzmoderne der 1920er und 1930er Jahre, können Verbindungen zu anderen – kleinen wie großen – Archiven im deutschsprachigen Raum hergestellt werden, die ähnliche Schwerpunkte haben, wie zum Beispiel die Derra de Moroda Dance Archives in Salzburg. Zu diskutieren ist, wie solche thematischen Querverbindungen nutzbar gemacht und wie sie zur Stärkung kleiner Archive beitragen können sowie welche konkreten Forschungsperspektiven durch den Austausch von Wissen und Ressourcen sichtbar werden.
Workshop 3: Künstler*innen-Archive als Orte künstlerischer Forschung
Leitung: Stephan Dörschel (Archiv Darstellende Kunst der Akademie der Künste, Berlin und TheSiD & Herbordt/Mohren, Christoph Winkler, Fidena/Mareike Gaubitz)
Künstler*innen der Szenischen Künste setzen sich zunehmend mit Fragen rund um den Begriff „Archiv“ und die mit ihm verbundenen mehrdimensionalen Bedeutungsebenen auseinander. So wird Archiv einerseits als künstlerische Metapher oder intellektuelle Denkfigur in den Schaffens- und Produktionsprozess integriert. Andererseits werden Möglichkeiten der analogen wie digitalen Archivierung des eigenen künstlerischen Vor- oder Nachlasses sondiert, um Schaffens- und Denkprozesse zu dokumentieren und zugänglich zu machen. Im Austausch zwischen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Archivar*innen werden Fragen rund um Archivierungsstrategien und -perspektiven in künstlerischen Kontexten diskutiert.
12:30–13:30 Uhr: Pause
13:30–13:45 Uhr: Kurzinformation zum Konsortium für Forschungsdateninfrastruktur NFDI4Culture (Dr. Melanie Gruß & Prof. Dr. Patrick Primavesi, Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Tanzarchiv Leipzig e.V.)
13:45–15:15 Uhr: Workshops 4 und 5
Workshop 4: Von der (Privat-)Sammlung zum öffentlichen Labor: historiografische Perspektiven für die Gegenwart
Leitung: Dr. Mathilde Frank (Theaterwissenschaftliche Sammlungen der Universität zu Köln und TheSiD) & Prof. Dr. Patrick Primavesi (Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Tanzarchiv Leipzig e.V.)
Die Entstehung ‚kleiner‘, spezialisierter Archive geht oft auf die Initiative engagierter Einzelpersonen mit bestimmten Forschungsinteressen zurück. Wie im Fall von Carl Niessen in Köln (1924) entstanden viele theaterhistorische Sammlungen in Zusammenhang mit der Gründung theaterwissenschaftlicher Institute. Die Einrichtung des Tanzarchivs Leipzig durch Kurt Petermann 1957 verfolgte eher kulturpolitische Ziele am Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig. Ausgehend von diesen unterschiedlichen Sammlungsprofilen und ihren jeweiligen strukturellen und ideologischen Kontexten bietet der Workshop die Möglichkeit grundsätzliche Fragen zur Entstehung und oft krisenhaften Entwicklung und Veränderung solcher Facharchive zu diskutieren: Wie wirken sich gesellschaftliche Kontexte und historische Umbrüche auf Organisationsformen, Zielgruppen und Nutzungsmöglichkeiten in kleinen Archiven aus? Wie verhält sich deren Entwicklung zur Fachgeschichte und ihren mehr oder weniger selbstkritischen Erzählungen? Wie können auch kleine und mittlere Archive die Herausforderungen und Potenziale von digitalen Infrastrukturen bewältigen und nutzen?
Workshop 5: Jim Knopf, Urmel und Co. – Sammlung und Chronik zur Augsburger Puppenkiste
Leitung: Dr. Melanie Gruß (Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Tanzarchiv Leipzig e.V.) & Christoph Püngel M.A. (Theatermacher und Chronist der Augsburger Puppenkiste: www.stars-an-faeden.de)
Sie ist wohl Deutschlands berühmtestes Marionettentheater: die Augsburger Puppenkiste. Neben der Theaterarbeit in Augsburg haben insbesondere die zahlreichen Produktionen für das Fernsehen ab Mitte der 1950er-Jahre zu ihrem großen Bekanntheitsgrad beigetragen. Ein ehrenamtlich geführtes Projekt, dessen Beginn ins Jahr 2003 zurückreicht, widmet sich der umfangreichen Geschichte dieses Theaters. Ein Hauptaspekt dabei ist die Erschließung, Systematisierung und Erhaltung aller Arten von Dokumenten, Materialien und Objekten wie Text- und Drehbücher, Tondokumente, Film- und Bildmaterial, Puppenfundus, Briefwechsel oder Literatur an fremden und eigenen Archivstandorten.
Als Vermittlungsplattform dient an vorderster Stelle die projekteigene Webseite www.stars-an-faeden.de, die mehrere Datenbanken zur Erfassung der Bestände einschließt.
Der Workshop gibt Einblicke in die Sammlungs- und Chronikarbeit, die technische Realisierung sowie die damit verbundenen Herausforderungen. Diese reichen von der Integration und Harmonisierung unterschiedlicher Materialarten und darauf basierenden Datenbeständen bis hin zu Fragen der Datenqualitätssicherung und Nachnutzung im Forschungskontext.
15:15–15:45 Uhr: Pause
15:45–16:30 Uhr Abschlussrunde: Limitation als Chance? Zukunftsperspektiven für kleine Archive
Moderation: Dr. Irene Brandenburg & Stephan Dörschel
Das Anmeldefenster ist nun geschlossen.
Für weitere Auskünfte kontaktieren Sie uns bitte per Email: derra.archives@plus.ac.at.