The Dance Magazine als Bühne

In einem der untersten Regale im Archiv steht ein weißer Schubordner. Auf ihm ist ein schwarzer, nüchterner Klebestreifen angebracht: „Der Tanz, 1930-1932“. Kopfüber und auf einem Bein balancierend – um nicht in die Hocke gehen zu müssen – entdecke ich ihn und ziehe ihn aus dem Regal.  

Vorsichtig nehme ich ein Magazin nach dem anderen heraus. Anders als der weiße Ordner vermuten lässt, ist ein Titelblatt bunter illustriert als das andere.  Auf ihnen abgebildet sind Tänzer*innen der Moderne. Manche von ihnen, wie Ruth St. Denis, Ted Shawn oder Anna Pavlova sind auch noch in unserer Gegenwart präsent, andere sehe ich das erste Mal. TRINI, Renoff & Renova, Joyce Coles, Marylin Miller, Irene Delroy, Ann Pennington, Evelyn Law, Doris Niles, Helba Huara und Helen Macfadden betanzen die Titelblätter wie eine Bühne. Vielleicht weckt einer der aufgezählten Namen eine Erinnerung, aber ein konkretes Bild wohl kaum. Es handelt sich um Tänzer*innen, die Großteils noch unerforscht sind, weil ihre Geschichten ignoriert, vergessen, verdeckt oder gar unterdrückt wurden. Sie haben es bisher (noch) nicht in das kulturelle Gedächtnis, geschweige in den tanzwissenschaftlichen Kanon der Moderne als Plural geschafft. Das muss geändert werden!

 

Über The Dance Magazine ist nicht viel bekannt. Schon eine basale Recherche zur Tanzzeitschrift äußerte sich als eine kleine Herausforderung. Das Magazin selbst verrät uns, dass es sich um die Herausgeberschaft Macfadden Publication in New York, die ausschließlich den Publikationstypus des Magazins herausgeben hatte, handelt. Gegründet wurde der Verlag 1898 von Bernard Macfadden. The Dance Magazine war dabei nicht das einzige auf Tanz spezialisierte Magazin. Von 1923 bis 1925 gab Macfadden ein Magazin heraus, dass sich Dance Lover’s Magazine nannte. Von 1925 bis 1930 wurde dem Magazin dann der Name The Dance Magazine gegeben, bis es 1930 bis 1931 unter dem Titel Dance Magazine of Stage and Screen erschien. Die Periodika wurden monatlich herausgegeben und umfassen im Schnitt 40 bis 50 Seiten, die bis auf Vorder- und Rückseite schwarz-weiß gehalten wurden. Die in den Magazinen behandelten Themen sind facettenreich: Von Tanztheorien, Überlegungen zu Tanzstilen, Über Tänzer*innenportraits, Vorstellungen aktueller Tanzveranstaltungen, Kommentare und Kritiken bis hin zu Werbung für Schulen und Sommerkurse, Kolumnen zu Mode und Körperarbeit ist zu lesen. 

 

Bei den hier ausgestellten Postern handelt es sich um diejenigen Magazine, die im Archiv zu finden sind. Sie freuen sich Vorort oder im Digitalen Archiv gesichtet zu werden und Tanzgeschichte(n) zu erzählen. Im Idealfall stoßen wir auf vergessene Namen und geben ihnen wieder eine Bühne in Form von tanzwissenschaftlichen und künstlerischen Projekten. 

 

Mit einer auf den Covern abgebildete Tänzerin wurde sich speziell beschäftigt – und zwar mit Helba Huara (siehe das zweite Cover von oben, rechts). Sie stach nicht nur durch die farbenfrohe Illustration und ihre expandierte Pose besonders hervor, sondern auch durch den mir unbekannten Namen. Ich freute mich über die spontane Bewgegnung mit Helba und begab mich also auf eine Spurensuche. Mehr dazu, hier. 

 

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