September 2025 | Archivalie des Monats: Marie Taglioni in Bild und Schrift

Marie Taglioni als Sylphide, Lithografie von Ange-Louis Janet © Universität Salzburg, DdMDA, DdM ic C 325

Den Monat September widmen wir unterschiedlichen Archivalien zur berühmten romantischen Ballerina Marie Taglioni (1804–1884) und möchten gleichzeitig auf einen besonders spannenden Teil aus Derra de Morodas Nachlass aufmerksam machen: eine umfangreich Sammlung autografer Briefe von namhaften Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Bestand zählen neben Briefen von Marie Taglioni auch Schriftstücke weiterer bekannter Tänzerinnen wie Fanny Cerrito (1817–1909), Fanny Elssler (1810–1884), Lucile Grahn (1819–1907) oder Emma Livry (1842–1863), aber auch von Choreografen und sogar Komponisten, wie etwa Friedrich von Flotow (1812–1883), siehe Historische Briefe und Dokumente.

 

Marie Taglioni gilt als eines der berühmtesten Familienmitglieder der „Taglioni-Tänzerdynastie“, die seit Ende des 18. Jahrhunderts bis weit ins 19. Jahrhundert die Ballettszene Europas entscheidend prägte und zur Etablierung des klassischen Bühnentanzes beitrug. Die Tänzerin verkörperte mit ihrer Leichtigkeit und Eleganz den Inbegriff der romantischen Ballerina. Ihr Debüt feierte sie bereits 1822 im Wiener Kärntnertortheater. Nach weiteren Auftritten in München und Stuttgart tanzte sie in der Pariser Uraufführung von Meyerbeers Oper Robert le diable (1831), dessen Nonnenballett ihr Vater Filippo Taglioni (1777–1871) kreiert hatte und das in der Tanzgeschichtsschreibung als Ausgangspunkt des romantischen Balletts verstanden wird. Doch vor allem die Rolle der Sylphide im gleichnamigen Ballett ihres Vaters markiert im Jahr 1832 den Anfang ihres Triumphs und internationalen Erfolgs.

Marie Taglioni als Sylphide, kolorierte Lithografie von Alexandre Lacauchie © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM ic C 325

Zahlreiche Lithografien in den Derra de Moroda Dance Archives vermitteln einen Eindruck der scheinbaren Schwerelosigkeit und Anmut Marie Taglionis in ihrer Erscheinung als nymphenhaftes Wesen. Zweifelsohne trug die Bekanntschaft mit dem bedeutenden Frauenporträtisten Alfred Edward Chalon (1780–1860) zu Taglionis weltweiter Popularität bei, zumal die Lithografie zu dieser Zeit als graphisches Massenmedium seine Blütezeit erlebte.

 

Marie Taglioni als Flore, kolorierte Lithografie von Alfred Edward Chalon © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM ic C 324

Widmen wir uns nun den Briefen: Es handelt sich um insgesamt 39 Schriftstücke, überwiegend eigenhändig verfasste Briefe in französischer Sprache zwischen 1829 und etwa 1881. Von einigen fehlt ein konkreter Hinweis auf das Datum oder die Adressat:innen.

Erwartet man sich neu besonders spannende Geschichten oder gar unbekannte Details über Taglionis Bühnenkarriere und Leben, so wird man wohl enttäuscht. Dennoch legen insbesondere die klar datierten Schriftstücke aus der Zeitspanne 1872 bis 1881 Zeugnis darüber ab, dass Marie Taglioni nach dem Ende ihrer Bühnenkarriere bis ins hohe Alter Tanzstunden gab und bilden damit eine Episode ihres Lebens ab, die nicht jede Monografie über die Ballerina aufgreift. 

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