Den Monat Juli widmen wir in diesem Jahr dem deutschen Tanzmeister Gottfried Taubert (1679–1746), der vor über 300 Jahren als einer der bedeutendsten Tanzschriftsteller galt – insbesondere durch seine Übersetzungen und systematischen Zusammenfassungen französischer Werke zur Tanzkunst des frühen 18. Jahrhunderts. Taubert war im Juli 1679 im thüringischen Ronneburg geboren. Er studierte an der Universität Leipzig und ließ sich 1702 als Tanzmeister in Danzig nieder. Dort arbeitete er mehrere Jahre an seinem äußerst umfangreichen Traktat, dem Rechtschaffenen Tantzmeister, einer eingehenden Erörterung von über 1200 Seiten zur Tanzkunst seiner Zeit. Kurz vor Drucklegung dieses Meisterwerks kehrte Taubert wieder nach Leipzig zurück und veröffentlichte sein Traktat dort im Jahr 1717.
Als Archivalie des Monats möchten wir Tauberts Meisterwerk kurz vorstellen: Der Rechtschaffene Tantzmeister gilt als eines der wichtigsten und vor allem umfassendsten Tanztraktate im deutschsprachigen Raum. Zuvor hatte bereits der deutsche Tanzmeister Samuel Rudolph Behr (1670–nach 1716) zwischen 1703 und 1713 fünf Publikationen zur Tanzkunst um 1700 veröffentlicht, u.a. die Die Kunst wohl zu tantzen und Anleitung zu einer wohlgegründeten Tantz-Kunst, das Taubert wohl als unzureichend erachtete. Im Vergleich zu diesen, eher knapp gehaltenen Kompendien legte er folglich ein Opus von monumentalem Ausmaß vor: Auf 1231 Seiten breitet der Leipziger Tanz- und Exerzitienmeister die ganze Fülle seines enzyklopädischen Wissens über den Tanz aus – in wortreicher und blumiger Sprache, gespickt mit unzähligen lateinischen Zitaten und gelehrten Verweisen.

Frontispiz zu Gottfried Tauberts Rechtschaffener Tantzmeister, Leipzig 1717
© Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM 2559
Zugleich vermittelt das Traktat Tauberts ein pädagogisches Anliegen: eine gebildete bürgerliche Leserschaft vom körperlichen, ethisch-moralischen und gesellschaftlichen Nutzen der gehobenen Tanzkunst zu überzeugen und damit auch den eigenen Berufsstand des Tanzmeisters in ein möglichst vorteilhaftes Licht zu rücken.
Für die praxisorientierte Leserschaft sind vor allem die tanztechnischen Kapitel von Interesse, die auch einige Tanznotate aufweisen, wie die folgenden Bilder zeigen.

Tanznotat zur Courante aus Tauberts Rechtschaffener Tantzmeister, Leipzig 1717 © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM 2559

„Courante Simple von der Hand“ © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM 2559

Tanznotat zum Menuett © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM 2559

Die sogenannte „Z-Figur“ des Menuetts © Universität Salzburg, Derra de Moroda Dance Archives, DdM 2559
Wir freuen uns, dass dieses wertvolle Traktat nicht nur „physisch“ dem Bestand der Derra de Moroda Dance Archives angehört, sondern auch als Digitalisat über das digitale Repositorium ePLUS der Universität Salzburg verfügbar ist. Hier gebührt unser Dank insbesondere dem Verein Dance & History e.V., der – neben vielen weiteren historischen Werken – dieses Digitalisat ermöglicht hat. Wir freuen uns über diese erfolgreiche Kooperation!