Tanz&Archiv: Zwischenzonen

Irene Brandenburg und Claudia Jeschke (Hg.): Tanz&Archiv: ForschungsreisenHeft 8: Zwischenzonen: Bewegungskünste im 19. Jahrhundert – Tanz, Oper, Zirkus, VarietéMünchen: epodium 2020

ISBN 978-3-940388-76-6
ISSN 1868-4734
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In den letzten Jahren hat sich der Blick auf Geschichte und Geschichten im Tanz verändert und differenziert. Zunehmend integriert werden die Materialitäten und Agentialitäten des Tanzschaffens selbst, die das weite Spektrum der Entstehungsbedingungen wie Rezeptionsperspektiven von tänzerischem Geschehen bestimmen. Der Blick auf den (tanzenden) Körper als „wichtigste[m] Träger von Praktiken“ fordert und fördert eine praxeologisch kontextualisierte und orientierte Forschung. Dass es sich hierbei meistens um die Prüfung von agierenden Körpern im aktuellen Tanzgeschehen handelt, ist der Quellenlage geschuldet: Zeitgenössische, analog oder digital visualisierende Medien oder auch die Beobachtung von Tanzen vor Ort, also bei Proben oder in der Vorstellung, erscheinen als geeigneter, einen (vermeintlich) unverstellten Zugang zum Körper und seinen Aktionen zu ermöglichen als zeitferne Dokumente aus dem Archiv. Doch auch die sogenannte Historische Praxeologie folgt dieser handlungsorientierten Perspektive, wenn sie annimmt, „dass jedes Dokument, jede Quelle, immer auf eine körperlich-materiale Praxis jenseits ihrer selbst verweist“.

Durch die Prämisse der Handlungsorientierung entziehen sich die Körper und ihre Aktionen den üblichen kanonisierten Vorgaben der Geschichtsschreibung – chronologischen (Ein-)Ordnungen ebenso wie typo- und topologischen Kategorien. Weil eben nicht länger Werke und Künstler verhandelt, vielmehr fortwährende kreative Transferprozesse entfaltet werden, erscheinen auch die institutionellen Grenzen von Produktion und Rezeption zunehmend als durchlässige wie produktive Zwischenzonen. Der praxeologische Blick entdeckt und sondiert ungewohnte Forschungsmilieus.

Das vorliegende Heft von Tanz&Archiv thematisiert anhand von Fallbeispielen die offensichtlichen, wenn auch historiografisch wenig beachteten Arbeitswelten von Choreo-Graphen, Tänzern, Ballettmeistern wie die auffallende Genre-Porosität in den Schaukünsten des 19. Jahrhunderts.

Irene Brandenburg & Claudia Jeschke

Mit Beiträgen von: Anja K. Arend, Irene Brandenburg, Nicole Haitzinger, Claudia Jeschke, Anna-Sophie Jürgens, Gunhild Oberzaucher-Schüller, Gabi Vettermann und Eike Wittrock